Diskussionsthema Smartphoneverbot an Schulen: Wieviel Handy ist zu viel?

Ob auf dem Pausenhof oder im Klassenzimmer – Handys sind für viele Jugendliche ständige Begleiter. Doch wie viel Smartphone tut der Schule gut? Während in Deutschland über Verbote diskutiert wird, setzen viele Länder längst auf strenge Regeln. Studien zeigen: Ein Handyverbot kann das soziale Miteinander und die Konzentration fördern, doch Expertinnen und Experten fordern mehr als nur Verbote. Wie Schulen, Lehrkräfte und Eltern Jugendliche im Umgang mit digitalen Medien stärken können – und welche Unterstützung das wildGreen-Modul „moodernmedia“ bietet – lesen Sie in diesem Beitrag.

Smartphones sind aus dem Alltag von Jugendlichen kaum noch wegzudenken, doch gerade in Schulen sorgt ihre Nutzung für anhaltende Diskussionen. Die Kultusministerkonferenz hat sich im März 2025 erneut gegen eine bundesweite Empfehlung für ein generelles Handyverbot ausgesprochen und überlässt die Entscheidung weiterhin den einzelnen Bundesländern oder direkt den Schulen. In der Praxis bedeutet das: Während in Hessen ab dem Schuljahr 2025/26 die private Handynutzung an Schulen grundsätzlich verboten werden soll und Thüringen ein Verbot an Grundschulen plant, setzen andere Bundesländer wie Nordrhein-Westfalen auf schulinterne, altersgerechte Regeln. Viele Schulen haben bereits eigene Regelungen getroffen, die von der Aufbewahrung der Handys während des Schultags bis hin zu kompletten Verboten auf dem Schulgelände reichen.

Internationale Studien, wie eine Übersichtsanalyse der Universität Augsburg, zeigen, dass ein Smartphone-Verbot an Schulen messbar positive Effekte hat. Besonders das soziale Wohlbefinden der Schülerinnen und Schüler steigt, da in den Pausen wieder mehr miteinander gesprochen und gespielt wird. Auch die Konzentration und die Lernleistungen profitieren, da Smartphones im Unterricht oft ablenken und den Lernprozess stören. Zudem kann ein Verbot das Risiko von Cybermobbing während der Schulzeit verringern. Die Suchtgefahr durch exzessive Smartphone-Nutzung ist ein weiteres zentrales Thema: Rund ein Viertel der Jugendlichen in Deutschland zeigt ein riskantes oder sogar krankhaftes Nutzungsverhalten bei sozialen Medien – eine Entwicklung, die sich seit der Corona-Pandemie verstärkt hat. Zu viel Smartphone-Nutzung kann zu Schlafproblemen, psychischen Belastungen, Stress und Konzentrationsstörungen führen. Ein Teil der Jugendlichen verliert dabei die Kontrolle über die Nutzung, was zu einer Vernachlässigung anderer Lebensbereiche führen kann.

Ein Blick ins Ausland zeigt, dass viele Länder deutlich strengere Regeln eingeführt haben. In Frankreich gilt seit 2018 ein landesweites Handyverbot für Schülerinnen und Schüler von 3 bis 15 Jahren, auch in Pausen und auf Ausflügen. Italien, die Niederlande, Dänemark, Großbritannien und weitere Länder wie Australien, Kanada oder Spanien haben ähnliche oder sogar noch strengere Verbote erlassen. Die Argumente sind meist die gleichen: Schutz vor Ablenkung, Cybermobbing und Suchtverhalten sowie die Förderung des sozialen Miteinanders.

Wissenschaftliche Expertinnen und Experten betonen, dass die Diskussion um Handyverbote an Schulen differenziert geführt werden sollte. Professor Klaus Zierer von der Universität Augsburg hebt hervor, dass ein Smartphone-Verbot auch einen – wenn auch geringeren – positiven Effekt auf die Lernleistungen hat. Zierer und sein Team beobachteten zudem, dass sich die Pausen nach Einführung eines Verbots deutlich veränderten: „Die Interaktion zwischen den Schülerinnen und Schülern war eine andere. Die haben mehr miteinander gespielt, die haben mehr miteinander gesprochen, die haben mehr miteinander interagiert. Und gleichzeitig konnte festgestellt werden, dass das Phänomen des Cyber-Mobbings, das in den letzten Jahren immer mehr zunimmt, in die Schulen zurückgedreht worden ist und damit die Schule wieder mehr zu einem Lebensraum für Kinder und Jugendliche geworden ist.“ 

Allerdings weisen Expertinnen und Experten auch darauf hin, dass ein bloßes Verbot nicht ausreiche. „Medienerziehung ist eine der zentralen Erziehungsaufgaben unserer Zeit, zu der gerade in der Schule ein umfassender Beitrag zu leisten ist“, so Zierer weiter. Die Förderung von Medienkompetenz und der verantwortungsvolle Umgang mit digitalen Medien bleiben -  - zentrale Aufgaben der Schule, die durch pädagogisch begleitete Maßnahmen wie etwa renommierten Initiativen für Eltern wie der “SCHAU HIN!" Ratgeber” unterstützt werden sollten.

Für Lehrkräfte, die Jugendliche im Umgang mit digitalen Medien stärken möchten, bietet das wildGreen-Programm das Modul „moodernmedia“. Hier finden sich praxiserprobte Materialien und Methoden, um Themen wie digitale Süchte, Cybermobbing und gesunde Mediennutzung im Unterricht und zu behandeln – ohne erhobenen Zeigefinger, aber mit vielen alltagsnahen Tipps zur Förderung der Medien- und Gesundheitskompetenz.

AOK Nordost. Die Gesundheitskasse.