Tabakwerbung: So werden Jugendliche gezielt verführt – und so kann man sie schützen
Tabakkonsum ist das größte vermeidbare Gesundheitsrisiko in Deutschland: Jährlich sterben über 127.000 Menschen an den Folgen des Rauchens, und rund 90 Prozent der Lungenkrebsfälle sind darauf zurückzuführen. Besonders alarmierend: Die große Mehrheit der Raucherinnen und Raucher fängt bereits im Jugendalter an. Gerade deshalb ist es so wichtig, Kinder und Jugendliche vor den Tricks der Tabakindustrie zu schützen – und Tabakwerbung spielt dabei eine entscheidende Rolle.
Obwohl Werbung für Tabakprodukte in Deutschland weitgehend verboten ist, bleibt sie im Alltag von Kindern und Jugendlichen präsent – vor allem in digitalen Medien und an Verkaufsstellen. Besonders perfide: Influencer und Musiker, darunter viele bekannte Rapper, nutzen ihre Reichweite auf Instagram, TikTok oder YouTube, um Shisha-Tabak oder E-Zigaretten zu bewerben. Laut einer Analyse des Deutschen Krebsforschungszentrums vermarkten über 40 Prozent der 60 angesagtesten deutschen Rapper Tabakprodukte – oft unter ihrem eigenen Namen und mit ihrem Bild auf der Verpackung. Aromen wie „Wassermelone“ oder „Pfirsich“ werden mit Bildern von gesunden Früchten beworben und vermitteln so fälschlicherweise einen harmlosen Eindruck.
Auch im öffentlichen Raum begegnen Jugendliche Tabakwerbung: Auf Werbebildschirmen in Läden, an Außenflächen von Geschäften oder bei Promotion-Aktionen auf Festivals. Hinzu kommt die Platzierung von E-Zigaretten und Tabakprodukten direkt neben Süßigkeiten an der Kasse – ein gezielter Versuch, die Schwelle zum Ausprobieren zu senken.
Warum Tabakmarketing Kinderrechte verletzt
Die UN-Kinderrechtskonvention garantiert jedem Kind das Recht auf Leben, Gesundheit und Schutz vor Suchtstoffen. Tabakmarketing verletzt diese Rechte, indem es gezielt die Neugier und das Interesse von Jugendlichen weckt und den Einstieg in den Konsum fördert. Studien zeigen: Je mehr Jugendliche mit Tabakwerbung in Kontakt kommen, desto wahrscheinlicher ist es, dass sie mit dem Rauchen oder Dampfen beginnen.
Die Tabakindustrie nutzt gezielt jugendaffine Bilder, Musik und Lebensgefühle, um ihre Produkte als Teil eines coolen Lifestyles zu inszenieren – und verdrängt so wichtige Informationen über die gesundheitlichen Risiken. Diese Imagewerbung täuscht und gefährdet das Wohlergehen von Kindern und Jugendlichen.
Forderungen für einen besseren Schutz
Die Initiative „Kinder ohne Alkohol und Nikotin“ sowie zahlreiche Fachgesellschaften fordern deshalb:
- Ein umfassendes Werbeverbot für Tabak- und Nikotinprodukte in allen Medien, inklusive Internet, Social Media, Verkaufsstellen und Sponsoring.
- Die konsequente Kontrolle und Durchsetzung bestehender Werbebeschränkungen – gerade im digitalen Raum.
- Die Entfernung von Tabak- und Nikotinprodukten aus Kassenbereichen und ihre Aufbewahrung außer Sichtweite der Öffentlichkeit („display ban“).
- Ein einheitliches Mindestalter von 18 Jahren für Verkauf, Kauf und Konsum von Nikotinprodukten.
Was Lehrkräfte und Eltern tun können – mit wildGreen und dem yoourlifestyle-Modul
Prävention beginnt mit Aufklärung und Empowerment. Das wildGreen-Programm unterstützt Lehrkräfte und dabei, Jugendliche für die Tricks der Tabakindustrie zu sensibilisieren und ihre Gesundheitskompetenz zu stärken4. Im Modul „yoourlifestyle“ wird der Suchtmittelkonsum und damit auch das Thema Tabakwerbung lebensnah behandelt – etwa mit Escape-Rooms, digitalen Tafelbildern und Arbeitsblättern, die sich flexibel im Unterricht oder an Projekttagen einsetzen lassen.
Lehrkräfte können so gemeinsam mit ihren Klassen reflektieren:
- Wie funktioniert Tabakwerbung in sozialen Medien?
- Warum sind Influencer und Musiker als Werbeträger so wirksam?
- Welche Rechte haben Kinder und Jugendliche in Bezug auf Gesundheit und Schutz vor Suchtstoffen?
- Wie kann jeder Einzelne sich und andere vor den Folgen des Tabakkonsums schützen?
Mitmachen: Rauchfrei im Mai und Weltnichtrauchertag
Der Aktionsmonat „Rauchfrei im Mai“ sowie der Weltnichtrauchertag am 31. Mai bieten ideale Anlässe, um das Thema Tabakprävention in Schule und Familie aufzugreifen. Mitmachaktionen, Projekttage oder die Teilnahme an Wettbewerben können Jugendliche motivieren, sich kritisch mit Tabakwerbung auseinanderzusetzen und einen rauchfreien Lebensstil zu wählen.