Fachleute fordern Altersgrenze für Energydrinks

Experten warnen eindringlich vor den gesundheitlichen Risiken durch den Konsum von Energydrinks, besonders bei Kindern und Jugendlichen. Diskutiert wird eine Altersgrenze ab 16 Jahren, um die negativen gesundheitlichen Auswirkungen einzudämmen.

In einem Fachgespräch des Ausschusses für Ernährung und Landwirtschaft des Bundestages haben mehrere Experten dringlich vor den gesundheitlichen Gefahren von Energydrinks gewarnt. Vor allem Kinder und Jugendliche müssten besser geschützt werden.

Professor Nikolaus Haas von der Ludwig-Maximilians-Universität München betonte, dass Energydrinks als „Einstiegsdroge“ wirken könnten und potenziell den Weg zu riskanterem Verhalten, wie dem Konsum von Alkohol oder Drogen, bahnen könnten. Darüber hinaus sei bekannt, dass die Getränke aggressives Verhalten fördern und Schlafstörungen verursachen könnten.

Felix Sebastian Oberhoffer, ebenfalls von der Ludwig-Maximilians-Universität, führte an, dass der Konsum von Energydrinks insbesondere bei Jugendlichen zu erhöhtem Blutdruck und Herzrhythmusstörungen führe. Zwei Drittel der Jugendlichen konsumieren solche Getränke regelmäßig, was die Notwendigkeit einer Altersgrenze unterstreiche. Er sprach sich daher, ebenso wie Haas, aus medizinischer Sicht klar für eine Altersgrenze aus.

Bürgerrat und Experten fordern Maßnahmen

Die Grundlage der Diskussion bildete eine Empfehlung des Bürgerrates „Ernährung im Wandel“, der eine Altersgrenze für Energydrinks ab 16 Jahren vorschlägt. Der Bürgerrat, der die Veranstaltung initiiert hatte, verwies darauf, dass die gesundheitlichen Risiken dieser Getränke ähnlich gravierend seien wie bei Zigaretten oder Alkohol. Wein und Bier seien ebenfalls ab 16 Jahren erlaubt, daher sei eine entsprechende Altersgrenze bei Energydrinks sinnvoll.

Die Lebensmittelchemikerin Christina Rempe kritisierte, dass Energydrinks durch ihre Verpackung und ihr Marketing gezielt an Kinder und Jugendliche gerichtet seien, ohne auf die gesundheitlichen Risiken hinzuweisen. Rebekka Siegmann von der Verbraucherorganisation foodwatch ergänzte, dass sich der Absatz von Energydrinks in den letzten sechs Jahren fast verdoppelt habe und auch Elfjährige problemlos die Getränke kaufen könnten.

Risiken durch übermäßigen Koffeinkonsum

Professorin Tanja Schwerdtle vom Bundesinstitut für Risikobewertung wies darauf hin, dass bereits der Konsum von zwei Dosen Energydrinks pro Tag die empfohlene Koffein-Grenze überschreite. Da Kinder und Jugendliche oft größere Mengen zu sich nehmen, sei das Risiko für gesundheitliche Schäden erheblich. Eine Studie zum chronisch hohen Konsum von Energydrinks, deren Ergebnisse 2025 erwartet werden, solle mehr Klarheit schaffen.

Industrie weist Kritik zurück

Die Industrie wehrte sich gegen die Vorwürfe: Andreas Kadi von Energy Drinks Europe erklärte, dass Energydrinks auf europäischer und nationaler Ebene umfassend reguliert seien. Die Getränke seien sicher, und der Koffeinkonsum bei Jugendlichen sei vor allem auf Kaffee und Tee zurückzuführen, nicht auf Energydrinks. Ähnlich äußerte sich Detlef Groß von der Wirtschaftsvereinigung Alkoholfreie Getränke, der auf Daten des Robert-Koch-Instituts verwies, wonach Energydrinks bei Kindern kaum eine Rolle spielten.

Im Escape Room „Suchtmittel“ im Modul yoourlifestyle beleuchten wir die Rolle von Energydrinks genauer und Schülerinnen und Schüler können sich spielend in das Thema einarbeiten. Den Escape Room finden Sie im Downloadbereich.

 

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